Wie reagiert man auf Fragen und Äußerungen, die von Nicht-VeganerInnen immer wieder kommen? Wie immer in unserer kleinen FAQ-Serie gebe ich euch meinen Blickwinkel auf bestimmte Themen.
Wenn man vor jemandem seinen veganen Lebensstil enthüllt, kommen oft Fragen wie: "Und was ist mit Bio-Milch und Bio-Fleisch? Isst du denn auch keine Bio-Eier? Da geht es den Tieren ja gut." oder Statements wie: "Ich esse sowieso nur Bio-Fleisch. Ud alle Eier, die ich esse, kommen vom Bauern um die Ecke."
Bestimmt haben viele von euch schon dieses Bio-Argument um die Ohren geworfen bekommen. Es gibt viel zur Bio-Haltung zu sagen - zunächst mal die Frage, ob es Tiere in Bio-Haltung besser haben als in konventioneller Massentierhaltung. Meine Antwort hier ist eindeutig: Natürlich hat es ein Huhn in Garten des Bauern von nebenan besser als ein Huhn in Käfighaltung. Natürlich steht eine Milchkuh lieber auf der Wiese als im Stall auf Betonboden. Natürlich rollt sich ein Schwein lieber im Sand draussen als im Kot seiner Artgenossen drinnen. Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen Bio-Haltung und Massentierhaltung. Wenn jemand Bio-Fleisch kauft, ist das natürlich Fleisch aus konventioneller Massentierhaltung vorzuziehen, keine Frage. Aber diese Frage ob Bio oder Nicht-Bio besser ist, ist eine falsche Dichotomie, da die dritte Möglichkeit vergessen wird, bei der es die Tiere am allerbesten haben: Kein Konsum von tierischen Produkten. Wenn ich mich also für Bio-Tierprodukte ausspreche, dann meine ich das nur im Vergleich zu Tierprodukten aus Massentierhaltung, und nicht als Aufruf zum Fleisch-Konsum generell.
Viele Leute behaupten außerdem, dass sie ausschließlich Bio-Tierprodukte konsumieren. Ok, für manche (sehr wenige) mag das wahr sein. Für die meisten allerdings nicht, denn genau die Personen, die das behaupten, gehen meistens in ganz normale Restaurants und bestellen sich irgendein Fleisch-Gericht von der Karte, ohne nach der Bio-Herkunft zu fragen. Sie kaufen Fertig-Kuchen mit Eiern aus dem normalen Supermarkt (und da sind meistens keine Freilandeier drinnen!) oder Eis aus Milch am Badestrand. Natürlich könnte man bei jedem Restaurantbesuch genau fragen, wo denn das Rindfleisch her ist. Oder die Eier. Oder die Milch. Aber das ist wirklich extrem aufwendig, und daher denke ich, dass fast alle Personen, die sagen, sie würden "nur Bio-Tierprodukte" konsumieren, sich hier leider etwas vormachen. Sicherlich, es wäre mit großem Aufwand möglich, denn ganz ehrlich, der Bio-Anteil besonders bei Fleisch ist winzig - hier kann schon eine Suche nach einem passenden Restaurant schnell zu einem fast unmöglichen Unterfangen werden. Aber warum sich das Leben unnötig schwer machen? Es gibt eine besseren, einfacheren Weg: Nämlich das vegetarische bzw. vegane Gericht auf der Karte zu bestellen!
Und natürlich gibt es in der Bio-Debatte auch noch einen Aspekt, der sich von der Massentierhaltung zum Bio-Betrieb nicht ändert: Schweine sind nicht dazu da, um von uns gegessen zu werden. Sie sind eigenständige Individuen, und existieren nicht zu unserem kulinarischen Vergnügen, sondern haben ihren eigenen Platz in dieser Welt verdient. Kühe sind nicht dazu da, um uns Milch zu geben. Sie produzieren Milch, die für ihre Babies gedacht ist, genau so wie menschliche Mütter Milch produzieren, die für ihre Babies bestimmt ist. Hühner sind nicht dazu da, um am Ende ihrer Eier-"Produktivität" im Kochtopf zu landen. Und genau diese Probleme gibt es auch in Bio-Betrieben: Tiere dort werden zwar besser behandelt als Tiere in Massenhaltungen. Aber auch am schnuckligsten Bauernhof möchte der Bauer einen Gewinn machen, und den kann er nicht machen, wenn er der Kuh nicht das Kälbchen wegnimmt, Schweine nicht schlachtet, und die männlichen Küken nicht tötet, da sie einfach keine Eier legen, und daher für die Eier-Produktion wertlos sind. Gibt es Bio-Bauern, die ihre Tiere gut behandeln? Sicherlich. Sorgen sich diese Bio-Bauern um ihre Tiere, und geben ihnen einen artgerechten Stall, Auslauf, artgerechtes Futter, und medizinische Hilfe, wenn sie krank werden? Sicherlich. Ist ein Bio-Bauernhof in erster Linie ein Unternehmen, und wird der Bio-Bauer seine Tiere schlachten lassen, wenn er daraus einen Gewinn machen kann bzw. finanziellen Verlust vermeiden kann? Ganz sicher.
Darum machen wir uns nichts vor: Sicher ist Bio besser als Nicht-Bio. Aber am allerbesten ist immer noch Veganismus.