Normalerweise sind Neujahrsvorsätze ja Hirngespinste, an die man sich bis zum 04. Jänner klammert, die aber dann doch hochkant rausfliegen - weniger Fernsehen, 5 Kilo abnehmen, weniger Alkohol, Laufen gehen... jaja, ich hatte sie alle. Manchmal gibt es aber doch Vorsätze, die gekommen sind, um zu bleiben. Mein Veganismus beispielsweise. Ja, ich bin eine der klischeehaften Personen, die pünktlich am 01. Jänner den Kühlschrank von Milch, Eiern, Fisch und Fleisch befreit haben und dafür die Karotten ausgepackt haben. Das war vor drei Jahren, und ich habe nie mehr zurückgeblickt. Da dieser Neujahrsvorsatz bei mir funktioniert hat, warum sollte er es bei euch nicht auch tun? Gelegentlich tut etwas himmlische Unterstützung ganz gut, und ich bin überzeugt, dass der Beginn eines neuen Jahres etwas besonders Magisches hat - jetzt hat man die Chance, die alte, fade Hülle hinter sich zu lassen! Darum gibt es hier auf Totally Veg! in der nächsten Zeit ein paar Tipps, wie man eigentlich vegan wird. Fangen wir doch mit der ersten Frage an, die die meisten am Anfang beschäftigt (na gut, ich habe zumindest darüber nachgedacht!):
Wie werde ich denn vegan - Soll ich von heute auf morgen alles umschmeissen, oder mir erst mal in Ruhe anschauen, was da so auf mich zukommt?
Dass ich am 01. Jänner zur Veganerin geworden bin, stimmt nur halb. Zwar habe ich an diesem Datum den Entschluss gefasst, mich von nun an als vegan zu bezeichnen, geliebäugelt habe ich mit dem Veganismus aber schon früher. Ich war zwei Jahre lang Vegetarierin, und das ging von heute auf morgen: Aus, kein Fleisch mehr für mich, auf der Stelle, die Uhr hat Mitternacht geschlagen! Mit dem veganen Leben hatte ich vor dem Ja-Wort eine etwas längere On-Off-Romanze - es ging sicher ein Jahr ins Land, bevor ich mich offiziell zur Veganerin machte. Ich mochte Schokoladen-Sojamilch, las die ersten veganen Kochbücher, kochte erfolgreich ein paar vegane Gerichte, war aber noch zu scheu, um es Verwandten und Freunden auf die Nase zu binden, und, ja, ich gestehe, ich bin auch öfters dem Monster Kuhmilch-Käse erlegen. Dann bin ich umgestiegen auf "Vegan zu Hause, aber nicht im Restaurant oder bei Einladungen", und nach dieser Phase merkte ich, dass mir dieser Lebensstil gefällt. So richtig. Und ich erkannte (für mich damals sehr wichtig und irgendwie auch sehr neu), dass ich für mein eigenes Leben verantwortlich bin - ja, es mag sein, dass die Freundin mal komisch schaut, wenn es bei mir plötzlich veganes Essen gibt, oder sich die Oma beschwert, warum sie denn jetzt Margarine in den Strudel machen soll, oder der Freund murrt, warum man kein Schinkenbrot mehr teilen kann. Aber wenn man für die Dinge, die einem wirklich, wirklich wichtig sind, ständig Kompromisse eingeht, Bauchweh vom Käse bekommt oder einfach ein unglaublich ungutes Gefühl beim sonntäglichen Bratenessen, sollte man sich überlegen, ob man den anderen alles Recht machen will oder sein eigenes Ding durchziehen möchte. Diese tiefsinnige Erkenntnis hatte ich am 31. Dezember, darum ist der 01. Jänner mein veganer Geburtstag.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es kommt nur auf euch an, wie ihr vegan werdet. Für mich hat der langsame Ansatz gut funktioniert, andere wollen eher alles auf einmal umschmeissen. Es gibt kein Richtig oder Falsch - wichtig ist, dass man sich sicher und gut dabei fühlt und vor allem nicht auf der Stelle tritt. Der Weg ist das Ziel - wieder so ein tiefsinniger Spruch, aber eben wahr.
Veganismus: Oft mehr als nur ein kurzer Flirt!