Senin, 02 Juli 2012

Von der Schinkenliebhaberin zur Veganerin - Teil I

Diese Woche wird Totally Veg! 3 Jahre alt. Zeit für einen kurzen Rückblick...

Habe ich euch je erzählt, wie ich eigentlich hierher gekommen bin? Wie ich zur kochenden, backenden, bloggenden Vollbutveganerin geworden bin?
Ich denke, meine Geschichte gibt vielen von euch Hoffnung - denjenigen, die gerade mit sich selbst ringen, und denen jeder Schritt hin zu einer veganen Ernährung schwer fällt, die aber trotzdem nicht aufgeben wollen. Ja, ich kenne das selbst. Und ich bin trotzdem zur leidenschaftlichen Veganerin geworden, auch wenn ich nicht immer besonders einsichtig und der Weg lang war. Angekommen bin ich trotzdem, aber fangen wir doch von vorne an.

Ich war immer eine begeisterte Fleischesserin. Natürlich haben meine Familie und ich in meinen Augen immer "wenig" Fleisch gegessen - immerhin gab es nie Steak daheim und fast nie Wiener Schnitzel. Aber dafür Hühnchen, und Schinken, und Wurst, und Leberwurst - gerne auch mehrmals täglich. Aber ich hatte natürlich den Eindruck, dass wir wenig Fleisch aßen.
Ich rühmte mich gerne, eine Allesfresserin zu sein - und ich habe auch fast nichts ausgelassen. Von Muscheln über Shripms zu Scampi über Krokodil zu Känguru zu Strauß zu Pferd hin zu Gänsestopfleber wanderte alles in meinen Magen. Zur gleichen Zeit hatte ich im Hinterkopf immer den Gedanken, dass etwas mit diesem System nicht in Ordnung war.

Ich war schon immer eine große Tierfreundin. Meine Mutter hatte im Urlaub ihre liebe Not, mich von allen streunenden Katzen und Hunden fern zu halten - schon als Kleinkind. Zu stark schlug mein Herz für alles, was da kreuchte und fleuchte, und so schleppte ich als Kind regelmäßig Frösche und Schnecken zuhause an, um sie am nächsten Tag aus Mitleid wieder in die Freiheit zu entlassen. Das Gefühl für Tiere hat mich nie verlassen, auch nicht in meinen fleischessenden Tagen.

Der erste bewusste Gedanke für eine vegetarische Ernährung kam mir, als ich mit meinem Vater im Auto saß, und im Radio über verendete Tiere in einem Tiertransport hörte. Ich erinnerte mich daran, dass ich eigentlich Vegetarierin sein sollte, und dachte im nächsten Augenblick an die Dinge, die ich aufgeben würde - Wurst, Aufstrich, Oma's Hühnerflügel - und der Moment war dahin. Ich schob die unangenehmen Gedanken weg, denn ein fleischloses Leben war für mich einfach nicht drin - ich erinnere mich tatsächlich, dass ich zu einer Freundin sagte: "Ohne Schinken könnte ich nicht leben." Gleichzeitig blutete mir das Herz, wenn ich Bilder aus Massentierhaltung sah. Es ist wohl eine Untertreibung, zu sagen, dass es hier einen Konflikt gab zwischen dem, was mein Herz mir sagte, und dem, was mein Kopf diktierte.

Was dann den Ausschlag gab zu einem Umschwung zu einer vegetarischen Lebensweise, das kann ich heute gar nicht mehr sagen. Ich schätze, es war der buchstäbliche Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte - eine Horrormeldung eines Tiertransports, ein Tier aus dem Schlachthaus auf der Flucht, eine neuerliche Statistik. Ich erinnere mich aber noch an den kalten Winterabend im Jahr 2007, als ich abends das Licht löschte und mir schwor, als Vegetarierin aufzuwachen. Und das tat ich dann auch. Meine letzte nicht-vegetarische Mahlzeit war eine Hühnersuppe meiner Großmutter, aus der ich das Fleisch trotzdem herausfischte. Seitdem habe ich kein Fleisch mehr angerührt und nie wieder zurückgeblickt.


Meine Umwelt reagierte verhalten auf meine neue Lebensweise. Meine Eltern waren besorgt, M war eher verärgert - ich wollte plötzlich alles ändern, und er hatte keine Ahung, warum (mittlerweile lebt er selbst vegetarisch). Mit der Zeit gewöhnte sich mein Umfeld an mein neues Ich, und aus gebackenem Hühnchen wurden gebackene Aubergine. Ich fühlte mich wohl mit meiner neuen Lebensweise - und gleichzeitig wusste ich, dass etwas auch mit Milch und Eiern überhaupt nicht in Ordnung war. Aber ich hatte wohl wenig dazugelernt, und wälzte und quälte ich mich damit herum, und versuchte, Wahrheit für Bequemlichkeit zur Seite zu schieben. Natürlich gelang das nicht - mehr dazu im zweiten Teil.